Wie auf dem Präsentierteller
Standort und Zustrom zur DRK-Tafel beschäftigen den Seniorenbeirat / Treppe „Riesenproblem“
Schaumburger Nachrichten, 27.02.2017
BAD NENNDORF. Die steigende Zahl an Nutzern der DRK-Tafel hat die Mitglieder des Behinderten- und Seniorenbeirats während eines Vortrages von Heidi Niemeyer erstaunt. Niemeyer ist Tafel-Koordinatorin beim DRK-Kreisverband Schaumburg. Sie betonte zudem, wie dringend ein neuer Standort für die Lebensmittelausgabe benötigt wird.
516 Bürger sind 2016 regelmäßig zur Bad Nenndorfer Tafel gekommen (wir berichteten). Zählt man alle Kunden zusammen, also auch solche, die nur unregelmäßig und dann auch maximal einmal pro Monat dort Lebensmittel holen, summieren sich sogar mehr als 1000 Nutzer.
Darunter seien auch Flüchtlinge, aber ebenso andere Migranten und Deutsche. Altersarmut werde immer mehr ein Faktor. Not-Anrufe registriert das DRK ebenfalls in zunehmender Zahl. Dabei melden sich vor allem alte Menschen, die am Ende des Monats nichts mehr zu essen haben.
Die Lebensmittel holen die DRK-Mitarbeiter von mehreren Supermärkten in der Region, so Niemeyer. Besonders große Spenden erhält das DRK oft vom Edeka-Zentrallager bei Lauenau. Auch das Unternehmen Frischli bei Rehburg stelle den Tafeln Lebensmittel zur Verfügung, die nicht mehr in den Einzelhandel gehen können. Niemeyer betonte allerdings, dass die Tafel nicht als kostenloser Entsorger der Firmen fungiere. Die Lebensmittel, die an die Tafel gehen, seien allesamt noch gut genießbar.
Was in der Tafel nach Ablauf der Verfallsdaten noch übrig bleibt oder was dort zu verderben beginnt, wird – wenn vertretbar – beispielsweise an Tierhalter weitergegeben. Doch weil Landwirte hohe Auflagen zu befolgen haben, nehmen diese fast nichts an, was etwas schade sei. Der letzte Rest wird daher weggeworfen.
Beiratsvorsitzender Klaus-Dieter Salzbrunn erkundigte sich nach den Erfahrungen mit Flüchtlingen und deren Benehmen. Niemeyer sagte, dass nur einzelne negative Vorfälle zu ahnden waren. Zur Kommunikation werde bisweilen ein Dolmetscher herangezogen.
Erneut machte Niemeyer auf die schwierige räumliche Situation in Bad Nenndorf aufmerksam. Die steile Treppe sei „ein Riesenproblem“ für ältere und behinderte Kunden. Auch die Wartesituation direkt an der Ortsdurchfahrt ist nicht optimal. „Ich möchte nicht wissen, wie viele ältere Menschen die Tafel zusätzlich benötigen, sich aber schämen, dorthin zu gehen“, sagte Wilfried Koch. Die Kunden stünden am jetzigen Platz „wie auf dem Präsentierteller“.
Siegfried Kreft war der Ansicht, dass die Treppe das Hauptproblem darstellt. Niemeyer pflichtete ihm bei, doch wenn schon nach einem neuen Standort Ausschau gehalten werde, seien dabei auch die anderen Aspekte zu berücksichtigen. Bislang ist diese Suche ohne Erfolg geblieben. Die Stadt hat selbst nichts anzubieten, so Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt. Wer passende Räume habe, solle sich jederzeit ans Rathaus wenden.