Tafeln: Massives Nachschubproblem
Der Grund: Aldi führt neues System ein/ 1000-Euro-Geldspende von Fußball-Tippgemeinschaft
OBERNKIRCHEN. Bei den vier Tafeln des DRK-Kreisverbandes Schaumburg ist derzeit – bezogen auf das dortige Warenangebot – Schmalhans angesagt: „Wir haben ein echtes Versorgungsproblem“, sagt Thomas Hoffmann, der Kreisgeschäftsführer. Ursächlich hierfür sei unter anderem, dass der Discounter „Aldi“, von dem man bislang einen großen Teil der für die bedürftigen Tafel-Kunden benötigten Lebensmittel als Spende erhalten habe, in seinen Märkten ein neues System eingeführt habe. So verkaufe der Konzern nun jene Produkte, die kurz vor Ablauf der Mindesthaltbarkeit stehen, an nachmittags mit Rabatten an seine eigenen Kunden ab anstatt diese Ware einfach auszusortieren. Die Folge: Früher hatte das DRK dort mitunter bei den regelmäßigen Touren „einen ganzen (Liefer)Wagen“ voll Lebensmittel abholen können, während es „jetzt nur noch ein paar Kistchen sind“. „Wir haben Einbußen von 90 Prozent“, konkretisiert Heidi Niemeyer, die als DRK-Mitarbeiterin für die Koordination dieses Hilfsangebotes zuständig ist, und ergänzt: „Im Moment ist es wirklich so, dass wir uns von Woche zu Woche hangeln.“ In der Not hat sich der DRK-Kreisverband Schaumburg daher bereits hilfesuchend an die umliegenden Tafeln in Wunstorf und beispielsweise Nienburg gewandt, die – soweit es ihnen möglich ist – deswegen einen Teil ihrer Lebensmittel für die Schaumburger DRK-Tafeln zur Verfügung stellen. Aber der Gedanke, plötzlich vielleicht doch nur noch so wenig Ware zu haben, dass man gerade mal zehn Personen mit Lebensmitteln unter die Arme greifen könne, das ist aktuell Niemeyers großer „Albtraum“. Dies vor dem Hintergrund steigender Tafel-Kundenzahlen, die nicht zuletzt durch die Flüchtlingskrise in die Höhe geschnellt sind. An allen vier Standorten der DRK-Tafeln (Obernkirchen, Rinteln, Stadthagen und Bad Nenndorf) gibt es denn auch „sehr lange Wartezeiten“ von bisweilen bis zu zwei Stunden, berichtet Niemeyer. Als Reaktion darauf hat der DRK-Kreisverband inzwischen die Öffnungszeiten der vier Tafeln dargestalt geändert, dass die Lebensmittelausgabe mittwochs ausschließlich an bedürftige Senioren, Behinderte und alleinerziehende Mütter und Väter mit Neugeborenen respektive Kinder im Alter von bis zu zwei Jahren erfolgt. Ein kleiner Lichtblick in der somit insgesamt angespannten Situation ist da eine 1000-Euro-Geldspende, die der DRK-Kreisverband für seine Tafeln jetzt von dem Bad Nenndorfer Thomas Sandmann erhalten hat. Als Mitglied einer bundesweiten Fußball-Tippgemeinschaft von Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern seines Arbeitgebers (Abbott) rangierte Sandmann zum Ende der Bundesligaspielsaison 2016/2017 auf Platz eins und durfte somit festlegen, welchem sozialen Zweck der Erlöse der Tippgemeinschaft zugutekommen soll: „Die Tafeln sind eine sehr lobenswerte Institution“, begründete er seine Wahl.