Rasanter Zuwachs
3358 Bedürftige haben im vergangenen Jahr die Schaumburger Tafeln genutzt

LANDKREIS. Dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft, beweisen die Nutzungszahlen der Tafeln in Schaumburg. Demnach haben bis Ende des Jahres 2016 exakt 3358 Personen das Angebot des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) regelmäßig genutzt. Das sind drei Prozent der Gesamtbevölkerung Schaumburgs, weiß DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Hoffmann.
Zum Vorjahreszeitpunkt sind es demgegenüber 2296 Menschen gewesen, die sich an den Ausgabestellen im Landkreis Schaumburg mit Lebensmitteln versorgt haben. Besorgniserregend: Unter den 3358 sind 1288 Jungen und Mädchen im Alter von einem bis 18 Jahren gewesen. „Die Armut kinderreicher Familien wird hier ganz besonders deutlich“, sagt Tafel-Koordinatorin Heidi Niemeyer.
Hoffmann hebt hervor, dass die steigenden Flüchtlingszahlen Auswirkungen auf die Statistik gehabt haben, allerdings sei der Zuwachs um über 1000 Nutzer keineswegs nur auf die Hilfesuchenden zurückzuführen. Vielmehr sei Ursache in der generellen Problematik der zunehmenden Armut zu finden. Alleinerziehende Mütter, Hartz-IV-Empfänger sowie Rentner mit geringen Bezügen sehen sich beispielsweise immer öfter gezwungen, das Hilfsangebot des DRK wahrzunehmen, so Niemeyer.
Gerade letztere Bevölkerungsgruppe verzichtet aus Gründen der Scham oftmals auf den Besuch der Tafel. „Viele kommen wirklich erst, wenn gar nichts mehr im Kühlschrank ist“, weiß Hoffmann. An den Ausgabestellen der Kreisstadt sowie Rinteln habe sich die Situation aber mittlerweile gebessert. Denn dort sind die Eingänge der Ausgabestellen nicht nur explizit für die Tafeln vorgesehen, sondern es befinden sich noch andere Angebote in den Gebäuden, in Stadthagen etwa ein Kleidershop. „Da merken die Leute von außen nicht sofort, dass man zur Tafel geht“, erklärt Hoffmann.
Ein Problem teilen sich allerdings alle Ausgabestellen. Seit Wegfall des Zivildiensts werden händeringend ehrenamtliche Helfer gesucht. „In Stadthagen brauchen wir beispielsweise gerade dringend Fahrer“, sagt Niemeyer. Auch in den Tafeln direkt werde nach Unterstützung gefahndet. Denn die aussortierten Waren, die 50 Lebensmittelhändler und Geschäfte im Landkreis dem DRK zur Verfügung stellen, müssen sondiert und verteilt werden.
Auch in Zukunft wird es den Organisatoren nicht an Arbeit mangeln. Denn Niemeyer ist sich sicher, dass „die Schere zwischen Reichtum und Armut weiter auseinandergeht. Tafeln werden bald gar nicht mehr wegzudenken sein“.
Personen, die die Tafel mit Spenden oder ehrenamtlicher Arbeit unterstützen wollen, können sich an Hedi Niemeyer wenden: (0 57 24) 9 72 60 21; E-Mail h.niemeyer@drk-schaumburg.de.