Obdachlosenhilfe soll bekannter werden
Startschwierigkeiten für mobile Betreuungsstation des DRK / Medizinische Behandlung kreisweit möglich
LANDKREIS. Seit Ende September ist die mobile Betreuungsstation des DRK Schaumburg speziell zur medizinischen Behandlung von Obdachlosen (wir berichteten) im Einsatz. Einmal stand die Krankenstation in Stadthagen auf dem Festplatz, einmal an der Herminenstraße. Das Ergebnis: Niemand nahm die medizinische Hilfe in Anspruch. Jetzt wird das Angebot in der Ambulanten Hilfe Stadthagen fortgesetzt.
Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, scheuen häufig den Gang zum Arzt. Außerdem seien einige auch nicht versichert, so DRK-Präsident Bernd Koller. Im Gegensatz zu Großstädten sei Obdachlosigkeit in Schaumburg nicht zentriert, gibt Koller zu bedenken. Aus diesem Grund sollte der Betreuungsanhänger, der 73 000 Euro gekostet hat, kreisweit eingesetzt werden. Nun stellt sich heraus: Der Zug kann mit einer Länge von 21 Metern nicht in jede Straße fahren. Im Moment befindet sich der Anhänger in Obernkirchen.
Ein weiteres Problem ist, dass auf dem Festplatz und an der Herminenstraße kein Obdachloser zur Behandlung erschienen ist. „Die Obdachlosen wissen gar nicht, dass wir das machen, oder es fehlt ihnen noch an Vertrauen in unsere Hilfe“, erklärt Koller. Aus genannten Gründen findet die medizinische Betreuung jetzt zunächst wöchentlich in der Ambulanten Hilfe an der Krummen Straße in Stadthagen statt. Obwohl Obdachlosigkeit ein kreisweites Problem sei, hielten sich in Stadthagen besonders viele Betroffene auf, so Koller.
Dennoch habe sich die Anschaffung der Betreuungsstation gelohnt, betont er. Neben Vorzügen wie einem eigenen Behandlungsraum verfügt die Betreuungsstation nämlich zusätzlich über eine Heizung. Des Weiteren können sich Kommunen und Sozialstationen beim DRK-Kreisverband melden und jederzeit den Anhänger anfordern, falls Bedarf bestehe, so Koller.
Zunächst soll jedoch das Behandlungszentrum in der Kreisstadt etabliert werden. Dafür treffen sich die Ehrenamtlichen immer dienstags. Zu ihnen gehören der Allgemeinmediziner Joachim Brockmeyer und Krankenschwestern. Bisher wurden besonders akute Beschwerden wie Kopfverletzungen und Ohrenschmerzen behandelt. „Wir merken schon, wie das Vertrauen steigt. Die Betroffenen helfen sich ja auch untereinander und empfehlen uns dann weiter“, sagt Krankenschwester Ann-Cathrin Zerbe.
Ralf Schütte, Leiter der Ambulanten Hilfe, zeigt sich von den bisherigen Ergebnissen trotzdem angenehm überrascht. Zwar sei in der Arbeit mit Obdachlosen das erklärte Ziel, diese an örtliche Arztpraxen anzubinden, aber aufgrund einer hohen Patientenzahl nehmen derzeit viele Praxen keine neuen Patienten auf.
Besonders bei akuten Verletzungen, die Obdachlose oftmals nicht behandeln lassen, sei die medizinische Versorgung des DRK eine große Unterstützung. Auch Schütte hält mehr Öffentlichkeitsarbeit für wichtig, um die Bekanntheit des Projekts weiter zu steigern. Er glaubt daran, dass die Betreuungsstation Anwendung finden wird. „Letztendlich braucht es einfach einen langen Atem.“