Gut gewappnet für Notfälle
09.09.2017 | Schaumburger Nachrichten

Von Thomas Rocho Welt-Erste-Hilfe-Tag steht im Zeichen der Unglücksfälle in den eigenen vier Wänden
LANDKREIS. Im Notfall können Sekunden über Leben und Tod entscheiden. Doch auch bei kleineren Unfällen kann der Einsatz von Erster Hilfe notwendig sein. Umso wichtiger, dass die Helfer, die als erste zur Stelle sind, auch die richtigen Handgriffe kennen. Darauf will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am heutigen Welt-Erste-Hilfe-Tag bundesweit aufmerksam machen. „Auch zu Hause kann jeder von uns völlig überraschend in die Situation kommen, seiner Frau, seinem Kind oder dem Nachbarn ganz schnell helfen zu müssen“, sagt DRK-Präsident Rudolf Seiters. Mehr als eine Million Menschen verunglücken in Deutschland jährlich im häuslichen Umfeld. Laut Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin enden fast 10 000 Unfälle tödlich – deutlich mehr als im Straßenverkehr. „Viele Leute vergessen einfach, dass ein Großteil der Unfälle immer noch zu Hause passiert“, betont auch Günter Klos, der Ausbildungsbeauftragte des Schaumburger DRK Kreisverbands. Diese können dem Fachmann zufolge – Klos ist seit 1974 Ausbilder in Erster Hilfe und bringt sein Wissen alle drei Jahre auf den neuesten Stand – ganz unterschiedlicher Art sein. Ob ältere Menschen, die stolpern und sich dabei den Arm brechen, oder Kinder, die sich beim Spielen verletzen, Steckdosen oder Medikamenten zu nahekommen.
Klos rät in solchen Fällen zu präventiven Maßnahmen. „Das geht schon los mit Fragen wie: In welche Richtung zeigt beim Kochen der Griff der Bratpfanne?“, erklärt er. Denn rage dieser über die Arbeitsfläche hinaus, könne er schnell die Neugier des Nachwuchses wecken. Aber auch bei der Planung von zum Beispiel einer Fahrradtour müsse man sich Gedanken darübermachen, ob man für den Fall der Fälle ausgestattet ist. Was im Notfall grundsätzlich zu tun ist, vermittelt das DRK auch schon an den Nachwuchs. In einigen Schaumburger Kindergärten und Grundschulen geben die ehrenamtlichen Helfer zusätzlich zu Schulsanitätsdiensten und Blutspendenaktionen regelmäßig Erste-Hilfe Unterricht. „Das kommt immer gut an. Wir üben zum Beispiel, wie man Pflaster klebt und Notrufe an die 112 absetzt“, sagt Klos. „Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, dieses Wissen weiterzugeben.“ Doch auch danach hört diese Aufgabe nicht auf – an weiterführenden Bildungseinrichtungen gibt es zum Beispiel „MESI“-Lehrgänge in medizinscher Erstversorgung für Jugendliche mit Selbsthilfeinhalten. Insgesamt bildet das DRK jedes Jahr etwa eine Million Menschen in Erster Hilfe aus. „In Schaumburg ist die Zahl der Leute, die wir ausbilden, über die Jahre immer größer geworden“, sagt Klos. Nach wie vor komme ein Großteil im Zusammenhang mit dem Führerscheinerwerb zu den Kursen. Viele Teilnehmer stammen ihm zufolge aber auch aus Berufsgenossenschaften. Doch wie auch immer sie ihren Weg in die Kurse gefunden haben – sie alle vereint eines: Im Notfall wissen sie, was zu tun ist. Der Internationale Tag der Ersten Hilfe findet am heutigen Sonnabend weltweit statt. Er wird von inzwischen 190 nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften begangen.
„Defi“ in Aktion | Kursangebote im Landkreis | |
Anlässlich des heutigen Welt-Erste-Hilfe-Tages nutzt der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes die Gelegenheit, den Schaumburgern sich und seine Arbeit vorzustellen und zu zeigen, was im Notfall zu tun ist. Die Helfer beginnen an der Klosterstraße in Rinteln um 9 Uhr mit dem Aufbau. Die Aktion endet gegen 18 Uhr. Besucher haben die Möglichkeit, einen Rettungswagen zu besichtigen. Zwei Ausbilder stehen während der Aktion zur Verfügung, um Interessenten alle Fragen zum Thema zu beantworten. Zudem werden Defibrillatoren sowie die Herz-Lungen-Wiederbelebung vorgestellt. Zusätzlich dazu läuft noch bis zum morgigen Sonntag ein Gewinnspiel: Jeder, der ein sogenanntes „AED“-Gerät – also einen Defibrillator, zu erkennen am Piktogramm, das ein weißes Herz mit einem grünen Blitz darin zeigt – an einem öffentlichen Ort entdeckt, kann daran teilnehmen. Wer teilnehmen möchte sollte ein Foto von dem Gerät machen und dieses zusammen mit dem genauen Standort sowie den Kontaktdaten per WhatsApp unter der Telefonnummer (01 62) 6 65 75 17 oder per E-Mail an aedsuche@drklvnds.de einsenden. Neben den möglichen Gewinnen, zum Beispiel ein Wellness-Wochenende in Bad Pyrmont, tragen die Teilnehmer dazu bei, dass die Geräte im Notfall schneller zu finden sind – denn mit den Angaben wird die bundesweite Erfassung von Defibrillatoren unterstützt. Tro | Die einfachste Art, die richtigen Handgriffe für den Verletzungsfall zu erlernen, ist die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs. Für Führerscheinanwärter sind sie ohnehin Pflicht, doch auch jeder andere kann sich elementares Wissen aneignen oder sein Wissen auffrischen. Die Kurse finden über das ganze Jahr verteilt statt – zum Beispiel bei Schaumburger Ortsverbänden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). In der Regel werden die Grundkurse an einem Tag absolviert und kosten eine Gebühr von 30 Euro. Zudem gibt es zahlreiche vertiefende Angebote – ob Fortbildung, Betriebshelfer-Kurs oder speziellen Unterricht für Kinder, Senioren, Sportvereine und mehr. Anmeldungsmöglichkeiten und weitere Informationen zu dem Thema gibt es online unter www.drk-schaumburg.de oder telefonisch unter (0 57 24) 9 72 60-15. Doch nicht nur das DRK, sondern auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) bietet entsprechende Kurse an. Auch dafür finden Interessenten die Termine und weitere Informationen im Internet unter www.asb-hannoverland-shg.de oder unter Telefon (0 51 05) 77 00-0. In Schaumburg ist der ASB in Bückeburg, Rodenberg und Stadthagen vertreten. Wer das Gelernte nicht nur im Notfall parat haben, sondern auch an andere weitergeben will, der kann mit den Hilfsorganisationen Kontakt aufnehmen – sowohl das DRK als auch der ASB bieten regelmäßig Weiterbildungen zum Erste-HilfeKursleiter an. Tro |
Handgriffe die Leben retten |
Die stabile Seitenlage in fünf einfachen Schritten |
Die stabile Seitenlage ist eine der wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Unfällen. Ist das Bewusstsein der betroffenen Person gestört oder hat sie es sogar ganz verloren, entstehen verschiedene Gefahren – zum Beispiel das Anatmen von Fremdkörpern oder Atemstillstand. Darum wird eine verunfallte Person bei Bewusstlosigkeit mit wenigen Handgriffen in diese lebensrettende Position gebracht. Ziel dieser Lagerung ist, dass der Mund zum tiefsten Punkt des Körpers wird, sodass Erbrochenes und Blut abfließen können und nicht in die Atemwege gelangen. Dadurch soll ein Ersticken verhindert werden. Aber auch in der stabilen Seitenlage müssen immer wieder Bewusstsein, Atmung und Lebenszeichen des Betroffenen kontrolliert werden. tro |
Schritt 1: Der Ersthelfer kniet seitlich neben dem Betroffenen. Die Beine des Betroffenen werden gestreckt, dann der nähere Arm des Bewusst-losen angewinkelt nach oben gelegt, die Handinnenfläche zeigt dabei nach oben. | Schritt 2: Dann greift der Helfer den weiter entfernten Arm des Betroffenen am Handgelenk. Dieser Arm wird vor der Brust gekreuzt, die Hand-oberfläche des Betroffenen sollte an dessen Wange liegen. Die Hand danach nicht loslassen. |
Schritt 3: Mit einem Griff an den ferneren Oberschenkel beugt der Ersthelfer das Bein des Betroffenen. |
Schritt 4: Daraufhin wird der Betroffene vom Helfer zu sich herüber gezogen. Das nun oben liegende Bein richtet Letztgenannter so auf, dass der Ober-schenkel im rechten Winkel zur Hüfte liegt. | Schritt 5: Nun muss der Hals des Verunfallten überstreckt werden, damit die Atemwege frei werden. Der Mund des Betroffenen ist leicht geöffnet. Der Helfer richtet die unter dem Kopf liegende Hand so aus, dass der Hals überstreckt bleibt. Immer wieder sollte auch darauf geachtet werden, dass der Mund des Betroffenen als tiefster Punkt des Körpers erhalten und der Kopf nackenwärts gebeugt gebeugt bleibt. |