Ein Zuhause für Kinder auf der Flucht
DRK Schaumburg eröffnet Heimstatt für 19 junge Asylsuchende ohne Familienanschluss

Aus: Schaumburger Nachrichten Online vom 09 Juni 2016
VON Jan Oldehus
RINTELN. Wenn es nach Tanja Hageleit und Peter Stallmann geht, könnten die jungen Flüchtlinge, Kinder und Jugendliche, die es ohne Familie und Verwandte ins Schaumburger Land verschlagen hat, nächsten Montag einziehen. 19 dieser im Behördendeutsch„unbegleitete minderjährige Asylsuchende“ genannten Mädchen und Jungen finden in den beiden Doppelhäusern an der Droste-Hülshoff-Straße in Rinteln in Kürze ein neues Heim.
Seit Anfang Juni hat der DRK-Kreisverband, der bekanntlich auch die nur einen Katzensprung entfernte Flüchtlingsnotunterkunft in der ehemaligen Prince Rupert Schoolbetreibt, die Betriebsgenehmigung. Beide Häuser stehen direkt nebeneinander, wurden früher von Engländern bewohnt, gehören heute der bundeseigenen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) und werden vom Landkreis zur Verfügung gestellt.
Hageleit, Betriebswirtin mit großer Erfahrung in der integrativen Arbeit, hat die organisatorische Leitung der neuen DRK-Einrichtung inne, der Sozialpädagoge Stallmann ist pädagogischer Leiter. „Beide wollten sich gern in der Flüchtlingsarbeit engagieren“, erzählte DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Hoffmann im Gespräch mit dieser Zeitung. Beide gehören zu einem großen Team von Mitarbeitern, die das Rote Kreuz eigens zu diesem Zweckneu zusammengestellt hat.
„Fünf Monate haben wir allein gebraucht, um die Genehmigung zu bekommen“, sagte Hoffmann, der aber doch zufrieden auf die Anstrengungen zurückblickt, die es gekostet hat,den Ansprüchen des Landesjugendamtes zu genügen, die passende Örtlichkeit und das Personal zu finden sowie das pädagogische Konzept zu entwickeln. „Deutsch lernen werden die Kinder und Jugendlichen, die zu uns kommen, auch hier im Hause“, erzählten Hageleit und Stallmann beim Besuch dieser Zeitung und führten durch die Ein- und Zweibett zimmer der künftigen Bewohner. Beide waren am Freitagmittag gerade noch mit ein paar Malerarbeiten beschäftigt.
Rund 120 solcher Mädchen und Jungen ohne Familienanschluss leben nach Worten Hoffmanns derzeit im Schaumburger Land. „Für 25 von ihnen wurden bereits Gasteltern gefunden, die sich um sie kümmern.“ Seinen Angaben zufolge handelt es sich um 14- bis18-jährige, zumeist männliche Flüchtlinge. „Wer zu uns kommt, wissen wir noch nicht“, sagte Hageleit, „die Zuweisung ist Angelegenheit des Jugendamtes.“ Für zwei Jahre haben die jungen Menschen zunächst Gewissheit, dass sie rund um die Uhr betreut werden und lernen,in Deutschland zu leben. „Mit der Option, dass wir um zwei Jahre verlängern können“, sagte Hoffmann. Tagsüber sind ständig zwei Betreuer im Haus, nachts mindestens einer.
„Zunächst hatten wir nur Absagen“, so der DRK-Kreisgeschäftsführer, „doch dann haben wir über die Agentur für Arbeit Leute gefunden, die darauf brennen.“ Das Betreuungs-Teambesteht aus Diplom-Heilpädagogen und Heilerziehungspflegern aus der Eingliederungsarbeit– rund ein Dutzend Männer und Frauen.
Tanja Hageleit und Peter Stallmann freuen sich darauf, der interessierten Nachbarschaft, aber auch allen anderen Rintelnern die Einrichtung am Freitag, 17. Juni, von 15 bis 17 Uhr bei einem Tag der offenen Tür zu zeigen.