DRK: Die Grenze ist erreicht
Kampf mit Schaulustigen und einem Mangel an Jüngeren / Erhebliche Kosten für hauptamtliche Lösungen
LANDKREIS. Der Kreisverband Schaumburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verzeichnet einen merklichen Mitgliederzuwachs und sieht sich „wirtschaftlich solide aufgestellt“. Grund zur Besorgnis sieht Präsident Bernd Koller trotzdem. Das Ehrenamt sei in Gefahr, für die Gesellschaft wichtige Leistungen in Zukunft nicht mehr erbringen zu können, so der Präsident. Koller verwies in seiner Ansprache in der Bad Nenndorfer Wandelhalle auf Probleme wie mangelnden Respekt, Behinderungen von Angehörigen von Hilfsorganisationen durch Schaulustige und Angriffe auf diese. Weil die Arbeitsplätze nur noch selten wohnortnah seien und Ausbildung und Studium zum Wegzug von jungen Leuten führten, „kommen wir Hilfsorganisationen insbesondere bei Einsätzen innerhalb der Arbeitswoche an die Grenzen unserer Möglichkeiten“. Unter solchen Rahmenbedingungen gelinge es dem Ehrenamt zwar derzeit noch immer, „offensichtliche und sehr große Lücken der Daseinsvorsorge des Staates für seine Bürger auszufüllen“, so Koller. „Die Gefahr, dass dies bald immer weniger der Fall sein wird, ist aber groß“, fügte er hinzu. Das Freiwillige Soziale Jahr sei eine gewisse Hilfe, könne aber nicht die hohe Zahl der Ersatzdienstleistenden ausgleichen, die in Zeiten der Wehrpflicht noch zur Verfügung standen. Die Politik müsse befriedigende Antworten liefern, um das Ehrenamt zu stützen. „Ansonsten müssen bald erhebliche Kosten für hauptamtliche Lösungen in den öffentlichen Haushalten eingeplant werden“, so Koller bei der Hauptversammlung des DRK-Kreisverbandes. Bei aller Kritik an den Rahmenbedingungen zeichneten Koller und Geschäftsführer Thomas Hoffmann das Bild eines soliden Kreisverbandes. So habe eine Mitgliederwerbeaktion zu 1200 neuen DRK-Angehörigen im Kreis geführt. Ziel sei es, von derzeit rund 5400 Mitgliedern wieder auf 7000 zu kommen, wie noch vor zehn Jahren, führte Koller aus. Die Tagespflege in Rodenberg entwickle sich erfolgreich, wie Hoffmann in seinem Bericht erklärte, die Einrichtung einer weiteren in Sachsenhagen sei geplant. Er sei zuversichtlich, dass der Umzug des Wohnheimes von Steinbergen nach Rinteln in den kommenden zwei Jahren auf den Weg gebracht werden könne. Das Angebot des Hausnotrufs habe sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. In Kooperation mit der Kreiswohnbaugesellschaft sei die Errichtung eines Gebäudes für betreutes Wohnen geplant. Vizepräsidentin Elke Klos wurde für die 50-jährige Mitgliedschaft im DRK und außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Landesverbandes ausgezeichnet. Ebenso der Ortsverein Bückeburg, der mit seiner Gründung vor mehr als 140 Jahren ältester DRK-Ortsverein Schaumburgs ist. Als Hauptamtliche wurden Marion Neumann, seit 30 Jahren Mitarbeiterin des DRK-Kreisverbandes, und Helgrit Kölling, seit 40 Jahren Mitarbeiterin, geehrt.
bor