Absatzmarkt zusammengebrochen
Altkleidercontainer stillgelegt und zum Teil sogar abgebaut
Absatzmarkt zusammengebrochen
BÜCKEBURG. Wer ausgemusterte Kleidung in den Altkleidercontainern entsorgen möchte, hat derzeit schlechte Karten. Denn die Sammelbehälter, die an mehreren Standorten im Bückeburger Stadtgebiet zur Verfügung standen, sind auch im Zuge der Corona-Krise entweder gesperrt oder abgebaut worden. Wie Bernd Koller, der Präsident des DRK-Kreisverbandes Schaumburg auf Anfrage berichtet, hat der Verein seine Altkleidercontainer vor ein paar Wochen abgebaut, weil der „Altkleidermarkt weltweit zusammengebrochen“ ist.
Hintergrund sei vor allem das Konzept der sogenannten Fast-Fashion, erklärt er. Ein Ressourcen verschleuderndes Geschäftsmodell, bei dem Kleiderkollektionen laufend geändert und in kürzester Zeit immer neue Designermassenwaren von schlechter, zum Teil sogar umweltschädlicher Qualität und einer viel zu kurzen Lebensdauer durch den Onlinehandel oder in Textilhandelsketten zu Schleuderpreisen angeboten würden.
Hinzu kommt seinen Angaben nach, dass die Stoffe der Kleidungsstücke nicht – wie früher üblich – aus reiner Baumwolle gefertigt sind, sondern aus synthetischen Fasern. Daher könne diese „schlechte Ware“ auch nicht von Verwertern zu Putzlappen oder ähnlichen Dingen recycelt werden.
Aus eben diesen Gründen, und weil die sechs regionalen DRK-Kleidershops während der Corona-Krise über mehrere Wochen schließen mussten, hat der DRKKreisverband Schaumburg laut Koller die Altkleidercontainer bis auf Weiteres abgebaut.
In diesem Kontext weist er darauf hin, dass der DRK-Kreisverband in Steinbergen neue Lagerkapazitäten für gute, gebrauchte Kleidung für Babys, Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen geschaffen hat. In den DRK-Kleidershops werden daher inzwischen wieder Altkleider-Spenden angenommen. Diesbezüglich kann bei größeren Mengen der Abholservice des Vereins in Anspruch genommen werden.
Koller hofft, dass sich die Lage am Altkleidermarkt zum Winter hin entspannt und die Altkleidercontainer dann an die ursprünglichen Standorte zurückgestellt werden können.
Anders als die Sammelbehälter des DRK-Kreisverbands Schaumburg sind die von dem Duisburger Unternehmen Grotex in Bückeburg – etwa an der Parkpalettebetriebenen Altkleidercontainer nicht abgebaut worden, sondern „nur“ für die Nutzung gesperrt worden. Dazu teilt Lennard Braun-Werdin, der Leiter des Bückeburger Ordnungsamtes, mit, dass die Stadtverwaltung über diese Maßnahme schriftlich informiert worden sei. Demnach sehe sich Grotex infolge coronabedingter Kurzarbeit zur Zeit nicht in der Lage, die Altkleidercontainer zu leeren. Die Sammelbehälter seien daher vorübergehend dichtgemacht worden.
„Sie haben es uns mitgeteilt und wir haben es zur Kenntnis genommen“, sagt Braun-Werdin. Ergänzend merkt er an, das erfolgte Sperren der Altkleidercontainer sei vor diesem Hintergrund die bessere Situation, als wenn die Sammelbehälter irgendwann voll seien, aber nicht geleert würden - und stattdessen möglicherweise sogar noch Säcke mit Altkleidern dazugestellt würden.
Gleichwohl kündigt Braun-Werdin an, mit Grotex zu klären, wann die Sperrung der Altkleidercontainer wieder aufgehoben werden soll. „Das kann ja kein Dauerzustand bleiben“, betont er.
Diese Mühe muss er sich jedoch nicht mehr machen. Denn nach Auskunft des Unternehmens Grotex hat dies just gestern (Mittwoch) bereits all ihre in Bückeburg stehenden Sammelbehälter entsperrt. Das berichtet dessen Mitarbeiterin Bettina Gansen (Büromanagement) auf Anfrage dieser Zeitung. Als Gründe für die zeitweise Stilllegung nennt sie zum einen die bereits von Braun-Werdin erwähnte Kurzarbeit. Darüber hinaus hat ihren Angaben nach aber auch eine Rolle gespielt, dass das Unternehmen wegen des Corona-Lockdowns und der damit verbundenen Grenzschließungen keinen Absatzmarkt mehr für die Altkleider gehabt hat. Zudem seien – aus den gleichen Gründen - die Lager bei den Abnehmern voll gewesen. Ferner habe man nicht damit gerechnet, dass die Bürger während des Lockdowns plötzlich „jede Socke aus dem Schrank geholt“ haben, um diese in den Altkleidercontainern zu entsorgen.
veröffentlicht am 17.06.2020 um 15:52 Uhr | Autor: Michael Werk (SZ|LZ)